Glanzparaden auf Bühnenbrettern (veröffentlicht am Mo, 05. Januar 2015 auf badische-zeitung.de)

Glanzparaden auf Bühnenbrettern

Mimen vom Hölzlebrucker Sportverein spielen sich in die Herzen ihrer Zuschauer und Fans.

TITISEE-NEUSTADT. Die Kelten retten Erna Zeck und Herr Pfaff dreht am Ende vollends durch. Donnernder Applaus brauste am Samstag durchs Thomasheim. Die Laienschauspieler vom Hölzlebrucker Sportverein sind wieder einmal über sich hinausgewachsen, haben sich in die Herzen ihrer Zuschauer und Fans gespielt und ihnen spannende und lachmuskelstrapazierende Stunden beschert.

Der HSV-Ball ist und bleibt ein kultureller Höhepunkt vor Dreikönig mit Theateraufführung, Tombola, Livemusik und Barbetrieb. So ist es kein Wunder, das er schon lange vor diesem gesellschaftlichen Ereignis in Windeseile ausverkauft ist. Auch zur zweiten Vorstellung des Theaterstücks am Nachmittag des Folgetages ist kein Stuhl mehr frei.

Bei dem Lustspiel "Hände weg von Erna Zeck" hatte das Ensemble auch auf die Details geachtet. Christa Gosse geht voll und ganz in der Rolle Erna Zeck auf. Mehr noch: Sie ist auf der Bühne Erna Zeck. Eine liebe, leicht spleenige ältere und alleinlebende Dame, die ihren unsichtbar bleibenden Vogel Hansi und den in die Jahre gekommenen preisgekrönten Superrammler Iwan versorgt.

Wohl dem, der solche Freunde hat

Da sind ihre besten Freunde und Mit-Kartenspieler: Beate Kohl und Gerhard Mauerer. Die heiratssüchtig Beate Kohl, gerade erst Witwe geworden, wird von Erika Jestand dargestellt. Im knappen schwarzen Minirock und rosafarbener Bluse wirkt sie gar appetitlich. An jedes männliche Wesen auf der Bühne wendet sie sich: "Ich habe da mal eine dumme Frage." Nein, das vergessen die Zuschauer nicht. Auf Gerhard Mauerer hat sie schon lange ein Auge geworfen. Doch Maurer, der gekonnt von Gerd Fehrenbach gespielt wird, lässt sie abblitzen. In Mauerers Rolleninterpretation ist Fehrenbach ein trinkfestes, geradliniges Mannsbild mit guten Ideen.

Regelmäßig taucht mit Köfferchen, Häubchen auf dem Kopf und weißem Kittel überm Kleid Tanja Birkle auf. Sie brilliert in der Rolle der Gemeindeschwester Monika: tüchtig, laut, liebreizend und als Überbringerin von Gerüchten.

Diesem Quartett stehen zwei überaus smarte Herren in schicken Anzügen und Krawatten entgegen: Herr Pfaff und Herr Schneider. Und, nein, Herr Pfaff ist nicht Felix Pfaff, der HSV-Vorsitzende. Mit ihm ist er weder verwandt noch verschwägert. Markus Gebhart gibt ihm die besondere Note. Demnach ist Herr Pfaff ein extravaganter, durchtriebener Geschäftsführer, der nur eins im Sinn hat: den Golfplatz zu bauen, auf dem mittendrin Erna Zecks Haus steht. Und das muss weg. Egal wie. In Pfaffs Schlepptau dackelt Azubi Herr Schneider hinterher, im echten Leben Andreas Binder. Diesen scheucht er ordentlich herum.

Erna Zeck kribbelt es in den Fingerspitzen. Erfolgsgewiss fiebert sie der samstäglichen Kartenrunde entgegen. Ein hoher Spielgewinn steht aber nicht an, sondern ein Scheck für ihr Haus. Nein, verkaufen will sie nicht, sagt sie und zerreißt den Scheck. Jetzt sammelt Herr Pfaff Informationen über die störrische "Zecke". Seine abstoßende Vorgehensweise treibt das Projekt Golfplatz bis zum Spatenstich voran. Erna Zeck verzweifelt fast. Da hat Gerhard die zündende Idee: Die Kelten sind die Rettung.

Frau Zeck verzweifelt – aber nur fast

In einer Nachtaktion wird gehandelt. Gerade rechtzeitig. Der Spatenstich platzt. Herr Schneider wechselt die Fronten. Das Haus von Erna Zeck ist gerettet. Herr Pfaff dreht durch. Allein Iwan ist tot und die Lachmuskeln schmerzen. Rhythmisch und anhaltend dankt das Publikum zum Finale mit Applaus. Die Schauspieler erhalten Blumen und Sekt. Auch Maskenbildnerin Iris Isele und Souffleuse Birgit Kromer müssen auf die Bühne.

Dann steigt erneut die Spannung im Saal. Die Gewinner der ersten vier Preise werden bekanntgegeben. Mehr als 300 Preise haben Leni Pfaff und Noah Lörcher als Glückskinder gezogen.

Es folgte traditionsgemäß Livemusik mit dem Duo "Fun Music" aus Bonndorf. Und die ersten Karten für den HSV-Ball 2016 wurden bereits geordert.