Presse Bericht 07.09.2015

Pressebericht vom 07.09.2015 auf Fupa.net (Quelle: http://www.fupa.net/berichte/gluecksmomente-mit-verfallsdatum-bei-den-schwarzwaelder-klubs-348649.html)

Glücksmomente mit Verfallsdatum bei den Schwarzwälder Klubs

Neustadts Trainer fordert Hochspannung, FCL-Coach Urban lebt trotz Kritik Gelassenheit +++ Moralischer Sieger Hölzlebruck
Sie würden ihre Erfolgsserie am liebsten festhalten, konservieren, eindosen. Doch Glücksmomente sind flüchtig, auch wenn sie sich für die Fußballer des FC Neustadt und FC Löffingen derzeit dehnen wie ein Gummiband. Also bleibt nur eins: genießen, sich einfach freuen, mit den Teamkollegen, mit den Fans und mit den BZ-Lesern. Was der Elf des Landesliga-Spitzenreiters FC Neustadt und der Torfabrik des  FC Löffingen derzeit gelingt, ist ein Gefühl, das ein breites Grinsen erzeugt: Blaue und Rothosen verlängern den Sommer.

Klaus Gallmann ist kein Bergsteiger, doch der Trainer des FC Neustadt denkt strategisch wie einst Edmund Hillary auf dem Everest. Auch auf dem höchsten Gipfel muss man ihn irgendwann antreten, den Weg nach unten. „Der Rückschlag wird kommen, irgendwann“, so Gallmann, der seiner Elf beim 2:0-Erfolg in Überlingen und damit dem vierten Sieg in Folge eine konzentrierte Leistung bescheinigte. Seiner Elf sei diese Siegesserie nicht in den Schoß gefallen, „das ist hart erarbeitet, immer wieder neu, dreimal pro Woche im Training“. Was seine Mannschaft in den ersten vier Partien gezeigt habe, nennt Gallmann „stark“ und schiebt ein „Aber“ nach: „Wir können es besser, weil wir noch besser werden müssen.“ Denn jetzt, so der FCN-Trainer, warteten die dicken Brocken. „Es wird passieren, dass wir verlieren. Irgendwann.“ Am kommenden Samstag gastiert der Tabellendritte Furtwangen im Jahnstadion. Eine Standortbestimmung, vor der Gallmann nicht bange ist, weil er hartnäckig, ja besessen, Detailarbeit betreibt. Er wolle, dass die Mannschaft davon wegkomme, ständig in den Rückspiegel zu schauen. Dabei ist dieser Blick derzeit so schön. Seit vier Wochen. Jeden Sonntagabend und auch noch am Montag bei der Arbeit und auf der Fahrt zum ersten Training nach den  Triumphen.   Gallmann weiß, dass seine Spieler dieses Gefühl genießen, „meistens  einen Tag länger als der Trainer“. Doch wenn der Ball dann wieder rollt, so wie gestern Abend im Training, ist der Erfolg von gestern abgehakt. Dann beginnt das Ringen um Verbesserungen in Nuancen von neuem. „Die Jungs müssen jede Übung mit Hochdruck ausführen“, fordert Gallmann, „wir müssen akribisch sein und dürfen nicht nachlassen.“ Hochspannung erwartet er am Ball. Die Kunst dabei ist, die Spieler nicht zu überfordern. Der Feind der Hochspannung ist der Kurzschluss.

Tobias Urban, Trainer des FC Löffingen, hat ein sonniges Gemüt und versteht sich auf feine Ironie. Via BZ hatte er seine Stürmer nach dem 2:2 gegen Aufsteiger Walbertsweiler ein bisschen gefrotzelt, weil die schnellen Spitzen der Rothosen am Ball überhitzt waren. Das hat er nun davon: In Stockach gelang dem FCL ein 4:2-Sieg, mit 15:5 Treffern ist die Abteilung Attacke des FC Löffingen der treffsicherste Sturm der Liga. Schon nach einer knappen Stunde sahen die Löffinger wie der sichere Sieger aus – nach einer 3:0-Führung. „Da hätten wir schon mit 5:0 vorn sein müssen“, so Urban, trotz der frappierenden Überlegenheit habe seine Mannschaft beste Chancen verschenkt. Die Partie schien dennoch ein Selbstläufer. Gut lief es für die Rothosen, zu gut. Plötzlich schlichen sich Nachlässigkeiten ein, Indiz für  das, was jeder Trainer geißelt: Überheblichkeit. Die Quittung gab’s prompt. Stockach gelang das 1:3, dann sogar nach einem Torwartfehler unter schummrigem Flutlicht das 2:3. „Man darf nie hochmütig werden auf dem Platz“, so Urban. Daran  erinnerten sich seine Spieler und legten die Überheblichkeit ab, wie einen hindernden Mantel. Allen voran: Teamkapitän Peter Beha. Der Autospezialist, der schon das 1:0 und 3:0 erzielt hatte, stürmte hochtourig Richtung VfR-Tor, markierte seinen dritten Treffer und steht damit jetzt in der Torschützenliste der Landesliga ganz oben.      Sorgen bereiten Trainer Urban derzeit zwei Langzeitverletzte und die noch immer angeschlagenen Michael Fuß („er braucht noch Zeit“) und Fabian Meßmer. Jetzt, so Urban, werde es personell ein bisschen eng. Der Freude der Rothosen tut das keinen Abbruch. Zehn Punkte aus vier Spielen seien Grund genug, entspannt zu sein. „Wir genießen den Moment“, so Urban.

Der Berichterstatter des Landesliga-Aufsteigers RW Salem müsse ein Fan des TuS Bonndorf sein, mutmaßt TuS-Trainer Benjamin Gallmann, nach der 0:3-Niederlage seiner Elf. Von einer druckvollen Vorstellung seines Teams könne keine Rede sein. „Meine Mannschaft hat von der ersten bis zur 90. Minute eine total enttäuschende Leistung geboten.“ Nennenswert sei nur die Chance von Daniel Kienzle in der siebten Minute gewesen, „danach haben wir nichts Zwingendes geleistet“. Die Niederlage nehme er auf seine Kappe, bei der Spielvorbereitung müsse er wohl alles falsch gemacht haben. „Die Mannschaft hat nicht ansatzweise das umgesetzt, was wir besprochen hatten.“ Nach dem 0:2 habe die Körpersprache seiner Spieler nur noch Verzagtheit wiedergespiegelt. Mutlos, leblos, ohne Leidenschaft sei die TuS-Elf aufgetreten. „Das stimmt mich sehr nachdenklich.“ Wenn seine Mannschaft so weitermache, werde es sehr schwierig, zu Punkten zu kommen. Erstmals in dieser Saison wirkt Gallmann „nach einem sehr enttäuschenden Abend“ ratlos.

Andreas Binder, Trainer des Bezirksliga-Aufsteigers SV Hölzlebruck, wirkte am Sonntag trotz einer mitreißenden Partie ganz entspannt. „Überauchen ist nicht die Mannschaft, gegen die wir punkten müssen“, so der HSV-Trainer, „die wollen ja aufsteigen, wir nur drinbleiben“. Ein bisschen hibbelig ist Binder dann doch noch geworden, weil er eine beeindruckende Vorstellung seiner Elf sah. Trotz frühem Schock: Maik Straub, gerade erst genesen, musste schon in der Startphase mit einer Fußverletzung vom Platz und fällt am Mittwoch in Obereschach definitiv aus. Wie befürchtet, gingen die Gäste in Führung. Und das dreimal. Doch die Hölzlebrucker bewiesen famos Moral und erkämpften dreimal den Ausgleich – mit dem Schlusspfiff gelang Pirmin Schlenker in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 3:3. „Spielerisch war’s nicht so berühmt“, sagt Binder, „aber die kämpferische Einstellung war vorbildlich“. Die erste Mini-Bilanz kann sich sehen lassen. Nach zwei Siegen und einem Remis ist die Aufsteigerelf noch ungeschlagen. Doch Binder warnt vor Rückschlägen aus Personalnot. Aktuell sind fünf HSV-Stammspieler verletzt, zudem sind zwei Leistungsträger in Urlaub.    

„Was für ein verrücktes Spiel“, sagt Andrzey Cytacki, Trainer des Aufsteigers SV Göschweiler, nach dem dramatischen 4:5 im Heimspiel gegen den A-Kreisligisten FC Lenzkirch. In den ersten zwanzig Minuten habe sein Team dominiert, dann allerdings nachgelassen. „Wir haben zu viele Fehler in der Abwehr gemacht.“ Dennoch kämpfte die Aufsteigerelf verbissen, allerdings zum Teil überhart. Am Ende hatte der SVG, der einen 1:3-Rückstand wettmachte und bis in die 76. Minute mit 4:3 führte, nach zwei Ampelkarten und einmal Rot  nur noch sieben Spieler auf dem Platz. Trotz der knappen Niederlage ist Cytacki nicht bange. „Meine Mannschaft hat das Potenzial, in der Liga zu bleiben.“