Presse Abschlussbericht zur Winterpause

Pressebericht vom 04.12.2014 auf Fupa.net (Quelle: http://www.fupa.net/berichte/gemischte-gefuehle-bei-den-a-ligisten-238983.html)

Gut, besser, Hölzlebruck: Stefan Modrezejewski (links) und Johannes Faller bejubeln einen von 42 HSV-Treffern. | Foto: Patrick Seeger

Autor: Johannes Bachmann, Jürgen Ruoff und Silas Schwab

Gemischte Gefühle bei den A-Ligisten

Hölzlebrucker Wohlfühlteam auf Titelkurs +++ TuS Bonndorf II und FC Neustadt II mit Spielwitz +++ Bangen in Gündelwangen, Lenzkirch und Saig +++ Eisenbach auf Trainersuche

Der Ball ruht. 17 kraftraubende Spieltage liegen hinter den Kreisliga-A-Fußballern. Ganz oben überwintert der SV Hölzlebruck. Acht Punkte Vorsprung auf den schärfsten Verfolger Immendingen sind ein  Polster und ein Versprechen. „Jetzt müssen wir die Favoritenbürde auch annehmen“, sagt HSV-Trainer Wolfgang Andris. Für Furore sorgten die Teams des TuS Bonndorf II und FC Neustadt II. Sorgen gibt es dagegen im Tabellenkeller. Aufsteiger Gündelwangen, der FC Lenzkirch und SV Saig bangen um den Klassenerhalt. Ein Rück- und ein Ausblick.

SV Hölzlebruck
Abheben ist seine Sache nicht. Wolfgang Andris, seit drei Jahren Trainer des SV Hölzlebruck, hat bei seinem Lieblingsklub ein Team geformt, das reif scheint für den Sprung nach oben. Acht Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze sind ein dickes Vertrauenspolster für die Spieler und die Fans eines Vereins, der sich als Familie versteht. Die Gelb-Schwarzen sind ein Clan, der zusammenhält. „Jetzt müssen wir diese Herausforderung auch annehmen“, sagt Andris, der nach 17 Spielen und nur einer Niederlage natürlich mit dem Titel liebäugelt und im nächsten Atemzug („absteigen können wir wohl nicht mehr“) davor warnt, in Selbstzufriedenheit zu verfallen: „Bisher lief es fast zu perfekt.“ Noch sei nichts entschieden, „im Frühjahr stehen noch 13 schwere Spiele an“. Dass der Erfolg immer wieder aufs neue erkämpft und hart erarbeitet sein will, zeigte sich im letzten Spiel des Jahres, bei dem deutlich Substanzverlust erkennbar war. Da behielten die Hölzlebrucker im Neustädter Stadionderby gegen die FCN-Reserve mit 3:2 die Oberhand. Dank Fortuna. „Wer oben steht, hat sich das hart erarbeitet“, sagt Andris, „das Glück kommt dann verdient dazu.“ Rundherum wohl, aufgehoben in einer starken Familie fühlt sich Andris beim HSV. Die Bezirksliga würde ihn reizen. Zusammen mit einem starken Partner: Nico Ruf, seit dem Sommer Co-Trainer, ist ein kongenialer Partner.

TuS Bonndorf II
Christian Kirchsteiger, Trainer der TuS-Reserve, ist beweglich wie ein Kugelblitz. Auf und neben dem Platz, als Motivator. Und nach dem Spiel als Organisator. Ein Mann, der für Spaß am Ball steht und einen verschworenen Haufen geformt hat. Kurz nach Toresschluss ist er verreist, in die USA. Ein Kerl, den es zu halten gilt, über die Saison hinaus, die schon jetzt ein Erfolg ist. Wäre die vermeidbare 0:2-Heimniederlage gegen den SSC Donaueschingen nicht gewesen – hätten die Bonndorfer auf Rang zwei überwintern können. Doch auch Platz fünf ist für Vereinschef Norbert Plum ein großer Erfolg. „Ich bin hochzufrieden, mit diesem Höhenflug war ja nicht unbedingt zu rechnen. Das Erfolgsgeheimnis sieht er in einem breit aufgestellten Kader und der engen Zusammenarbeit mit dem von Benjamin Gallmann trainierten Landesligateam. Spieler, die in der „Ersten“ Kandidaten für die Bank sind, holen sich in der Reserve Spielpraxis – etwa Benjamin Schönle, der in der zweiten Mannschaft schnörkellos den Weg aus einer Formkrise sucht sowie Florian Isele, der zwölf Monate nach einem Kreuzbandriss wieder Kraft hat für schnelle Sprints Richtung Tor. Platz zwei scheint auch im Frühjahr in Reichweite. Ob der Blick nach oben geht? „Ganz klar nein“, sagt Vereinschef Plum. „Wenn wir die Saison im oberen Tabellendrittel beenden, sind wir hochzufrieden.“

FC Neustadt II
Oliver Mahler, Trainer des FC Neustadt II, sah seine Mannschaft in den letzten 90 Spielminuten vor der Winterpause hochmotiviert: „Wir haben eine unsere besten Leistungen geboten.“ Dennoch verloren die FCN-Fußballer  das „Auswärtsspiel“ im heimischen Jahnstadion bei Tabellenführer Hölzlebruck mit 2:3. Nicht weil sie Pech hatten, sondern unglücklich agierten. „Wir haben uns einfach dappig angestellt“, sagt Mahler, „das waren drei geschenkte Tore, da haben wir einfach saumäßig geschlafen“. Individuelle Fehler machten die Hoffnung auf zumindest einen Punkt zunichte, doch das Kollektiv funktionierte. Trotz der vermeidbaren Niederlage wertet Mahler die Herbstrunde als Erfolg. Nur nicht absteigen, das war die Losung vor dem Saisonstart – mit aktuell 26 Punkten sollte der Klassenerhalt für die Neustädter im Frühjahr kein Problem sein. „Wir brauchen noch neun Punkte“, rechnet Mahler vor. Noch fehle seiner Mannschaft „ein bisschen die Abgezocktheit“. Doch Cleverness lasse sich erlernen.

SV St. Märgen
Ob sie ihn ohne Vorbehalte aufnehmen würden? Wilfried Karle, daheim im Wiesental, hatte so seine Bedenken, als er zum 1. Juli als neuer Trainer beim SV St. Märgen anheuerte. Jetzt, nach 17 Spieltagen, zieht er zufrieden Bilanz: „Das ist ein angenehmer Verein. Hier macht es sehr viel Spaß.“ Das soll so bleiben. Mit 21 Punkten sind die St. Märgener auf Rang elf exakt im Planungssoll. Mit Luft nach oben. „In der Offensive müssen wir noch zielstrebiger werden“, so Karle. Gut verkraftet habe seine Mannschaft eine taktische Umstellung, die er bereits in der Saisonvorbereitung einführte – die Vierer-Abwehrkette. Die funktionierte in den vergangenen Wochen auch dann, wenn es Ausfälle zu kompensieren gab. Nachrücker aus der zweiten Mannschaft fanden sich ohne viel Reibungsverluste im neuen System zurecht. Anfang Februar wird Karle zum ersten Training für die Frühjahrsrunde bitten, mit einer klaren Vorgabe: In einer Liga, in der jeder jeden schlagen könne, dürfe man sich nicht auf alten Erfolgen ausruhen. „Wir sind noch nicht am Ziel.“

SV Gündelwangen
So viel Lob ist selten. „Gündelwangen ist ein richtig geiles Dorf mit tollen Menschen“, sagt Trainer Nurhan Ardiclik und fährt fort: „Superverein, Supervorstand, Superspieler.“ Geht mehr? Sportlich hätte mehr gehen können, wenn der Aufsteiger nicht in ein Leistungsloch mit fünf Niederlagen in Folge von Mitte September bis Mitte Oktober gefallen wäre. „Wenn bei uns drei bis vier Spieler verletzt sind, kann ich das nicht kompensieren“, sagt Ardiclik, dessen Onkel und Vater früher beim SV Gündelwangen gespielt haben. Der Saisonstart gelang prächtig, nach vier Spieltagen fand sich der Aufsteiger an der Tabellenspitze wieder. Es folgte ein Rückzug in Etappen, der vorerst auf dem viertletzten Platz abgebremst wurde. Der Mannschaft mangele es an Erfahrung, der älteste Spieler sei erst Mitte 20, sagt Ardiclik, dem der SV Gündelwangen mehr als nur gefällt: „Einstellung, Kameradschaft, Trainingsbeteiligung – alles topp. Das ist ein Vorzeigeverein“. 20 Punkte bis zur Winterpause hatte sich der Trainer des SV Gündelwangen zum Ziel gesetzt. Punktlandung – 20 Punkte hat die Mannschaft eingespielt. „Ich bin froh, dass hier meine erste Trainerstation ist. Ich bin total zufrieden, wir haben ein Polster von sieben Punkten auf die Abstiegszone.“ Dreimal ist der SV Gündelwangen in der Vergangenheit in die Kreisliga A aufgestiegen, dreimal stieg das Team sofort wieder ab. „Ich will der erste Trainer sein, der mit der Mannschaft oben bleibt“, sagt Ardiclik.

FC Lenzkirch
Das hat schon Tradition: Der FC Lenzkirch überwintert in der Kreisliga A im Tabellenkeller. Die Mannschaft ist Viertletzter, hat zwei Punkte Vorsprung auf den Drittletzten Saig. Tino Wehrle mag daran derzeit nicht denken, der Trainer des FC Lenzkirch glaubt nicht, dass seine Mannschaft „noch tiefer hinten reinrutscht“. In den vergangenen Spielen hat er einige Änderungen vorgenommen, die sich bezahlt gemacht haben. In jüngst sechs Spielen gab es nur eine Niederlage. Eduard Wallner hat er vom offensiven Mittelfeld in die Viererkette zurückbeordert. „Das klappt gut.“ Felix Jägler, der früher die Außenbahn hoch und runter lief, spielt jetzt im Sturm. Grundübel in der Herbstrunde war, dass die Mannschaft die Anfangsphase oft verschlafen hat und erst aufgewacht ist, als alles schon verloren war. „Reine Kopfsache“, sagt Wehrle. Zweites Manko: „Wir haben vorne drin keinen Vollblutstürmer, der zehn bis 15 Tore pro Saison macht.“ Am 26. Januar bittet Wehrle wieder zum Training und verspricht „eine intensive Vorbereitung“. Er plant Fitness-Einheiten in der Halle, ein Trainings-Wochenende im Schwäbischen, Laufeinheiten und sofern der Winter gnädig ist, auch Balltraining auf dem Platz. Die gute Trainingsbeteiligung und die taktisch disziplinierten Leistungen in den letzten Spielen vor der Winterpause stimmen Wehrle zuversichtlich. Er hat „keine Bedenken“, dass die Saison für den  FC Lenzkirch mit einem Happyend zu Ende geht.

SV Saig
Die Saiger Mannschaft hat diffizile Wochen hinter sich: mit vielen Verletzte, vielen Niederlagen, vielen Gegentoren. In St.Märgen gab’s neun, in Pfohren acht, in Hüfingen sechs. 56 Gegentore in 17 Spielen, das ist der Spitzenwert in der Kreisliga A2. Mehr als drei Gegentore kassiert die Mannschaft im Schnitt, und da die Winter-Brüder nicht mehr da sind, schießt der Sturm auch nicht mehr ein Tor mehr als der Gegner. SVS-Trainer Ignazio Curia, Schwarzwälder mit italienischen Wurzeln, sei aufgrund der Gegentor-Flut der Catenaccio empfohlen (italienisch „Sperrkette“), den seine Landsleute bei Inter Mailand einst auf Anordnung ihres argentinischen Trainers Helenio Herrera praktizierten. Da war kaum ein Durchkommen, Inter gewann damals drei Meistertitel. „Das mit den Gegentoren muss man etwas relativieren“, sagt Curia. „Wir mussten ja manchmal mit Spielern der zweiten Mannschaft antreten und das Spiel der Zweiten absagen, weil uns Personal fehlte.“ Seine Mannschaft ist Drittletzter. Hohe Niederlagen sind Demütigungen, an denen Teams gelegentlich zerbrechen. Nicht so der SV Saig: „Wir kennen ja die Gründe dafür“, sagt Curia, „ich muss der Mannschaft trotz allem ein Kompliment machen. Sie hat alles versucht und gekämpft“. Der Langzeitverletzte Nico Binder, der für die Mannschaft auf der Sechser-Position wichtig ist, steht vermutlich im Frühjahr wieder zur Verfügung. Curias Plan geht so: „Wir müssen unsere Heimstärke wiederfinden, denn wir haben die meisten Konkurrenten im Abstiegskampf bei uns auf dem Platz.“ Und wie gesagt: Ein bisschen Catenaccio könnte auch helfen.

SV Eisenbach
„Sehr durchwachsen“, war laut Abteilungsleiter und Aushilfscoach Tobias Willmann die Hinrunde des SV Eisenbach in der Kreisliga A, Staffel I. Nachdem man „sehr gut angefangen“ hatte und nach nur vier Spieltagen schon sechs Punkte vorweisen konnte, begann ein Abwärtstrend mit  sieben Spielen ohne Sieg. Die Vereinsführung reagierte und trennte sich von Cheftrainer Andy Ott. Tobias Willmann übernahm die Trainingsleitung interimsmäßig. „Wir sahen einfach keine gemeinsame Zukunft mehr, weil gegenüber der vergangenen Saison keine Verbesserung zu erkennen war“, so Jens Schuler, der Spielführer der Eisenbacher Mannschaft. Kurze Zeit schien es, als könnte man sich aus dem Tabellenkeller befreien, „am Ende haben wir das Ruder aber einfach nicht mehr herumgerissen“, so Willmann. Nach 17 Spielen stehen die Eisenbacher auf dem Relegationsplatz, wobei sie bei Punktgleichheit nur sieben Tore vom Tabellenende trennen. „Letztlich hat die vergangene lange Saison mit den anstrengenden Relegationsspielen und die lange Vorrunde sehr an den Kräften der jungen Mannschaft gezehrt“, erklärt Willmann den  Leistungsabfall. Nach der Winterpause ein neuer Trainer das Team übernehmen. Eine Kommission zur Trainerfindung wurde schon gegründet. „Das wird der Mannschaft  einen Motivationsschub geben“, ist sich Willmann sicher. Das Ziel für die Rückrunde sei es neben dem Klassenerhalt „wieder schönen und attraktiven Fußball zu spielen sowie in erster Linie den Spaß am Spiel zurückzugewinnen“, so Jens Schuler.